Wie digital ist Weihnachten?

Es kommt ja jedes Jahr völlig überraschend: das Weihnachtsfest. Okay, ich selbst gehöre zu jenen Kandidaten, die schon Wochen zuvor wissen, was wer bekommt und welche Bastelei der Kinder Verwandtschaft und Paten zugutekommen soll.
Aber in diesem Jahr ist doch so Einiges anders. Sonst stehen über die Feiertage Besuche an, wo gemütlich bei prasselndem Kaminfeuer beisammengesessen und viel zu viel gegessen wird. Nebenbei werden Geschenke ausgetauscht. Und in der Krippe unterm Weihnachtsbaum liegt plötzlich ein Kind im Heu, ein Engel singt und ein Hirte staunt.
Es ist nämlich eigentlich die analogste Veranstaltung des ganzen Jahres: da werden händisch Plätzchen gebacken, Dekoration selbst gebastelt und aufgestellt, Geschenke in buntem Papier eingepackt, der Tannenbaum gemeinsam geschmückt, während eine Weihnachts-CD im Hintergrund läuft. Der Besuch der Christmesse steht an. Und und und…
In 2020 nun soll und kann es wohl nicht so sein, schränkt die Pandemie uns doch alle diesbezüglich ein. Es heißt, bitte feiert nur im kleinsten Rahmen! Vermeidet den persönlichen Kontakt insbesondere zu Risikogruppen! Begebt Euch in freiwillige Quarantäne! Und bei all dem bleibt die Besinnlichkeit doch ziemlich auf der Strecke…
Dennoch geben wir natürlich alles, um den Zauber der Weihnachtszeit in die Herzen der Kinder zu tragen und ihnen die Bedeutung dieses Familienfestes aufzuzeigen.
Dabei stelle ich ernüchtert fest, dass auch an Weihnachten und nicht nur bei uns die Digitalisierung Einzug erhalten hat. Da wird das Weihnachtsmenü online herausgesucht und die moderne Küchenmaschine hilft bei der Zubereitung. Die Geschenke werden online geshoppt und der arme Paketbote schaut quasi täglich bei uns allen vorbei. An gemütlichen Adventsabenden werden via Streaming Dienst Weihnachtsfilme angesehen und online die entsprechend festliche Playlist erstellt. Und ein Großteil der Weihnachtsgrüße verlässt unser Haus via Email oder Messenger.
Normalerweise beginnt für mich als Mutter im Vorbereitungswahn Weihnachten in jenem Moment, wo wir in der Kirche „stille Nacht, heilige Nacht“ anstimmen. In diesem Jahr dürfen nur eine Handvoll Menschen ins Gotteshaus, alle anderen sollen den Gottesdienst via Live Stream verfolgen.
Und die Großeltern werden im Anschluss an die Bescherung die Kinder im Videochat fragen, was das Christkind gebracht hat, und nicht wie sonst daneben auf der Couch sitzen.
Ich gebe es zu, es macht mich ein wenig melancholisch… Und das gerade in der grauen und dunklen Jahreszeit. Deshalb haben wir uns als Adventsbastelei etwas Besonderes überlegt und an liebgewonnene Menschen in unserem Umfeld ein Weihnachtslicht ausgegeben, welches ihnen aufzeigen soll, dass wir an sie denken, und ihnen ein „Licht ins Herzen“ tragen, so wie Johann Wolfgang von Goethe es umschreibt:
Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe,
aus ein paar sonnenhellen Tagen
sich so viel Licht ins Herz zu tragen,
dass, wenn der Sommer längst verweht,
das Leuchten immer noch besteht.
Wir wünschen auch Ihnen besondere weihnachtliche Momente mit ihren Lieben – trotz und gerade wegen der Pandemie!