Steuerberater sind auch nur Menschen! … Oder?

>> Wenn Du die Wahl hast recht zu haben oder freundlich zu sein, sei freundlich. << (Autor unbekannt)
Es fällt mir schwer, das Jahr 2020 in wenigen Worten zusammenzufassen. Zu groß ist die Flut an Informationen und Erlebnissen, die auf uns hereingeprasselt ist – an ständigen Veränderungen und Anpassungen, Vorgaben und Leitlinien, Deadlines und Fristverschiebungen.
Die Ausbreitung von COVID-19 beeinflusst unser aller Alltag – privat aber auch beruflich.
Die Bundesregierung hat deshalb Maßnahmenpakete beschlossen, die die Auswirkungen des Coronavirus zumindest wirtschaftlich abfedern sollen. Wunderbar, mag man denken. Doch diese Soforthilfe bedingt, dass nicht nur wir Steuerberater plötzlich deutlich mehr gefordert und eingespannt sind.
Was kriegt wer, wann und wie? Welche Fristen gibt es? Welche Rückzahlungsmodalitäten? Wofür dürfen die Gelder eingesetzt werden? Was bedeutet dies wirtschaftlich für mein Unternehmen? All diese Fragen gilt es hinlänglich zu beantworten. Doch auch wir müssen uns in diese Neuerungen erst hineindenken, sie vollumfänglich verstehen, um für unsere Mandanten bestmöglich arbeiten zu können.
Ich bin gerne Steuerberaterin, immer mit vollem Einsatz und einem hohen Anspruch an die Qualität meiner Arbeit. Aber aktuell weiß ich manchmal einfach nicht, wo mir der Kopf steht. Wir sind auch nur Menschen! Der Tag hat maximal 24 Stunden und auch wir brauchen mal einen Moment, um durchzuatmen.
Doch so sehr mein Team und ich bemüht sind, den Überblick zu behalten, uns gut zu organisieren und allen Anfragen gerecht zu werden, so schwierig ist es eben manchmal auch. Ob die Dezentralisierung im Home Office, die das schnelle Flurgespräch unmöglich macht, oder die Technik, die natürlich (gerade jetzt) nicht immer einwandfrei funktioniert oder oder oder… Es gibt immer wieder neue Herausforderungen, denen wir uns pro-aktiv stellen; wir lernen jeden Tag dazu.
Da laufen plötzlich das Email-Postfach und der AB voll, weil die Mandanten – ohne jegliche Vorwarnung – ein Schreiben vom Ministerium erhalten, wo sie aufgefordert werden, sich SOFORT Gedanken zu machen, wann sie welche Hilfen zurückzahlen. Die Verunsicherung, der Zeitdruck – all dies wird an uns weitergegeben. Viele sind dünnhäutig, manche uneinsichtig. Der zwischenmenschliche Ton ist angespannt. Doch selbstverständlich holen wir alle ab: hören zu, informieren, unterstützen. Die ursprüngliche Tagesplanung ist jedoch dahin, es muss reaktiv gearbeitet werden. Aufgaben bleiben liegen. Das berühmt-berüchtigte „Kannste mal eben…“ ist enorm zeit- und ressourcenintensiv.
Ich wünsche mir deshalb zum Jahresende vor allem, dass wir alle auch einmal innehalten dürfen, um uns nicht selbst zu überholen. Das enorme Tempo bedingt nämlich Fehleranfälligkeiten und wer Fehler macht, haftet!
Ich wünsche mir, dass wir trotz Druck und Unsicherheit nett zueinander bleiben, zwischenmenschliche Töne zulassen und Verständnis zeigen. Dass wir uns auf Augenhöhe begegnen. Und, dass wir Erwartungshaltungen anpassen und wieder mehr Vertrauen in das eigene Tun und dessen Beständig- und Richtigkeit gewinnen.
In diesem Sinne allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr! Bitte bleiben Sie gesund!